Lutz Felbick

Lorenz Christoph Mizler de Kolof –
Schüler Bachs und pythagoreischer
„Apostel der Wolffischen Philosophie“

Weitere Informationen

1. Bachbildnis
Dieses Bildnis aus dem Jahre 1746 entstand im Zusammenhang mit der von Mizler initiierten Correspondierenden Societät der Musikalischen Wissenschaften. Die Verhandlungen über Bachs Beitritt zu dieser Societät begannen im Jahre 1746 und führten 1747 zur Übergabe des Beitrittsdiploms und der Satzung.
2. Załuski-Bibliothek in Warschau
Die reich ausgestattete Załuski-Bibliothek wurde ab 1749 zu einem wichtigen Forschungsort für Mizler.
3. Merentibus-Medaille
Diese Merentius-Medaille verlieh der König Stanisław August an Lorenz Christoph Mi(t)zler de Koloff wegen außerordentlicher Verdienste, die er sich mit seinem unermüdlichen Einsatz für eine an den Zielen der Aufklärung orientierten polnischen Gesellschaft erworben hatte.
4. Mizlers Unterschrift
So unterschrieb Mizler als Doktor der Philosophie und der Medizin eine Urkunde. Ob er jemals berechtigt war, den philosophischen Titel zu tragen ist umstritten. Dennoch hat er durchaus philosophische Schriften verfasst und sah sich selbst vor allem als ein "christlicher Weltweiser", der sich der Philosophie von Christian Wolff verschrieben hatte. In Mizlers Jugend ist weiterhin ein deutlicher Einfluss der pythagoreisch-platonischen Philosophie nachzuweisen, die nach seinem Umzug nach Polen im Jahre 1743 in den Quellen nur noch vereinzelt erscheint.
5. Mathematische Lehrart
Die von dem Philosophen Christian Wolff propagierte und populär gewordene Mathematische Lehrart wurde zur Grundlage von Mizlers Denken: Jeder in einem vernünftigen Lehrsystem entstandene Satz sollte einer übergeordneten Kategorie von Aussagemöglichkeiten zugeordnet sein. So konnte beispielsweise ein unbewiesener Glaubenssatz von einem Satz unterschieden werden, zu dem Beweise vorgelegt werden.
6. Monitor
Die in Mizlers Druckerei hergestellte Zeitschrift war ein wichtiges Presseorgan der polnischen Aufklärung. Mizler wirkte selbst maßgeblich an dessen Inhalt mit.
7. Verbindung zur Lehre des Pythagoras
Mizler befasste sich immer wieder mit der von Plato und anderen Philosophen und Musiktheoretikern überliefterten Lehre des Pythagoras. Die Verbindung zwischen dem Satz des Pythagoras und der Musik hatte Mizler beim Studium von Kirchers Musurgia kennen lernen können.
8. Polnisch-königlicher Geschichtsschreiber
Mizler gab zahreiche Werke zur polnischen Historie heraus. Sie wurden - wie dieses Werk von Rudawski - in Mizlers Druckerei gedruckt. Er wurde wegen dieser Verdienste zum polnisch-königlichn Gschichtsschreiber ernannt.
9. Schulmedizinisches Systems in Polen
In
Polen gab es in der Zeit der Großgrundbesitzer noch bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts eine chaotische und anarchistische Infrastruktur . Auf der Basis eines schulmedizinischen Verständnisses entwarf Mizler den Plan einer medizinischen Aufsichtsbehörde, die gleichzeitig die Funktion einer medizinischen Forschungsgemeinschaft hatte.
10. Correspondierende Societät der Musikalischen Wissenschaften
Die Sozietät glich einer virtuellen Internet-Community: Es gab keine Mitgliederversammlungen an einem konkreten Ort, sondern man korrespondierte mittels "Rundmails". Allerdings waren Abstimmungen z. B. im Falle eines Neubeitritts sehr aufwendig und konnten sich (vor allem in Kriegszeiten) über viele Monate hinziehen. Die oben abgebildete Medaille der Societät enthält pythagoreische Symbolik, denn Mizler lag die Verbindung von Mathematik und Musik sehr am Herzen. Die darüber befindlichen Zeichnungen des menschlichen Ohrs deuten auf Mizlers schon früh entstandenen medizinische Leidenschaften.
11. Mizlers Briefe
In seinen letzten Lebensjahren befasste sich Mizler mit den Zielsetzungen des Theaters. In seinen "Briefen an einen Gelehrten" entwickelte er den Gedanken eines poltisch-gesellschaftlich engagierten Theaters, welches im Sinne der Aufklärung wirken sollte. Außerdem veröffentlichte Mizler eine differenzierte Übersicht über die Warschauer Spielpläne.
12. Mizlers Wohnhaus und Druckerei
Warschau, Piwna 23
Aktuelles und weitere Informationen zur Mizler-Forschung
Quellennachweise im Impressum

Lorenz Christoph Mizler de Kolof (1711-1778)

Dissertation von Lutz Felbick
an der Hochschule für Musik und Theater "Felix Mendelssohn Bartholdy" Leipzig (Prof. Dr. Thomas Schipperges)